Hörspiele

Hörspiel: H.P. Lovecraft – Shadow Over Innsmouth

Niemals eine Nacht in Innsmouth verbringen. Niemals!

Der Student Robert Olmstead unternimmt eine Reise durch Neuengland, um sich mit der Geschichte der Gegend zu beschäftigen. Dabei stößt er auf das heruntergekommene Küstenstädtchen Innsmouth, dessen Einwohner in den Nachbarorten verrufen sind. Gerüchte um Degeneration und Teufelsanbetungen machen die Runde. Jegliche Warnung in den Wind schlagend, nimmt Olmstead den einzigen Bus in Richtung Innsmouth und beginnt damit eine Reise, an deren Ende das Grauen wartet. Die Stadt ist heruntergekommen, viele Gebäude leer und in Ruinen. Zerfall und ein dauernder Fischgestank haben alles durchdrungen, selbst die unfreundlichen, abweisenden Bewohner, deren starrer Blick und verschrobene Körperhaltung dem Reisenden kalte Schauer über den Rücken jagen. Olmstead findet ein Zimmer im Gilman House, dem einzige Hotel am Ort, und beginnt mit seiner Exkursion. Doch auf seine Fragen erhält er keine Antworten, nur Misstrauen. Die Stadt scheint unter dem Einfluss eins Kults zu stehen, dem Esoterischen Orden von Dagon, und dem Willen der alteingesessenen Marsh-Familie. Niemand will mit Außenstehenden sprechen. Bis Olmstead dem alten Säufer Zadok Allen begegnet. Etwas Alkohol löst die Zunge des Manens und während der Tag voranschreitet, erfährt Olmstead mehr und mehr über die unheimliche Vergangenheit der Stadt. Blasphemische Rituale, fremdartige Meerwesen, diabolische Pakte und das verfluchte Teufelsriff vor der Stadt. Mit jedem Wort schleicht sich ein nie gekanntes Grauen in Olmsteads Gedanken. Und die Erkenntnis, dass er mit dem gefundenen Wissen niemals aus der Stadt entkommen darf …

Schatten über Innsmouth spielt mit sehr typischen Elementen aus Lovecrafts Schaffenskosmos. Der unterschwelligen Furcht vor allem Fremden – sei es die Angst vor anderen Kulturen und Menschen, oder die vor außerweltlichen Einflüssen, denen die Menschheit hilflos ausgeliefert ist. Jene Ahnung von kosmischem Grauen, die den Erfahrungshorizont des Durchschnittsmenschen zersplittern lässt und ihn zu einem wahnsinnigen, verdammten Etwas macht. Und dieser Schrecken ist allgegenwärtig, verborgen hinter einem dünnen Schleier des Alltags. Ein falscher Schritt, ein Blick in die falsche Richtung, und das Grauen ist da. Wie in Innsmouth, indem es sich eingenistet hat. So tief, dass es wie ein Geschwür festsitzt und sich nur mehr mit Gewalt lösen lässt. Wenn auch nur zeitweise. Und diese Schrecknisse offenbaren sich, wie oft bei Lovecraft, wie ein Puzzle, das der Protagonist zusammensetzt. Geschichten und Aberglaube mischen sich mit altem Wissen und Augenzeugenberichten. Stück für Stück setzt er das Bild zusammen, obwohl er schon nach den ersten Stücken weiß, dass das Gesamtbild ihn die Seele, wenn er Glück hat, das Leben kostet. Aber es sind morbide Neugier, Forscherdrang, oder ein innerer Zwang, wissen zu müssen, die ihn antreiben. In Innsmouth steuert Robert Olmstead auf jenen Blick ins kosmische Grauen zu, während er gleichzeitig noch seinem eigenen gegenübertreten muss. Ein Verdammter auf allen Ebenen.

Die Romanvorlage zu Schatten über Innsmouth entstand 1931, wurde aber erst 1936 als Buch publiziert. Lovecraft selbst war weder von der Geschichte, noch von der Fehler behafteten Ausgabe überzeugt, obwohl es sein einziges Buch war, das zu seinen Lebzeiten veröffentlich wurde.

Das Dark Adventure Radio Theater hat sich 2008 des Stoffes angenommen und in ein Hörspiel verwandelt. Als Ableger der höchst ehrenwerten H. P. Lovecraft Historical Society, die sich durch ihre Filmadaptionen von The Call of Cthulhu und The Whisperer in Darkness einen Namen gemacht hat, darfman eine liebevolle und detailverliebte Adaption erwarten. Und bekommt sie auch. Shadow over Innsmouth bietet 77 Minuten dichter Atmosphäre und ausgezeichneter Sprecher.

Den Rahmen bilden, wie für die ersten vier Adaptionen üblich, Radioansager Chester Langfield und Sponsor Fleurs-de-Lys Zigaretten. Die Geschichte selbst, zentriert um den erzählenden Matt Foyer als Robert Olmstead, entfaltet ihren Sog durch das Zusammenspiel der Nebenfiguren (man meint den Innsmouth-Look aus dem unfreundlichen Geraune der Einwohner heraushören zu können, zudem macht Barry Lynch als Zadok Allen einen ausgezeichneten Job) mit einem sehr atmosphärischen Sounddesign (Meeresrauschen, Möwen, Wind, Tiefe Wesen-Geblubber) und Soundtrack in Art und Dramatik alter Radiohörspiele, komponiert von Troy Sterling Nies. Zusammen ergibt das eine durch und durch gelungen Adaption.

Shadow over Innsmouth (2008)

  1. Opening 1:59
  2. Innsmouth 27:03
  3. Zadok Allen 19:31
  4. The Escape 17:18
  5. Legacy 10:01
  6. Closing 1:09

 

Also schnell das Busticket nach Innsmouth lösen und Seeluft schnuppern. Aber wichtig: Niemals über Nacht in Innsmouth bleiben. Niemals. Und falls es sich nicht verhindern lässt, am anderen Morgen nicht in den Spiegel sehen. NICHT IN DEN SPIEGEL SEHEN!

Das Hörspiel als MP3 bei der H. P. Lovecraft Historical Society bestellen.

Das Hörspiel als CD-Pressung mit allerlei Goodies bestellen.